Anders sitzen

Sitzen ist normal. Es ist eine alltägliche Haltung, die Menschen in verschiedenen Kontexten einnehmen, sei es beim Arbeiten, Essen, Entspannen oder Kommunizieren. Was würden wir ohne Stühle machen? Es gibt Stühle für alles: Sessel, Sofa, Schreibtischstuhl, Autositz und so weiter. Unser Lebensstil ist durch längeres Sitzen geprägt. Erwachsene sitzen zwischen 10 bis 15 Stunden am Tag. Auch Grundschulkinder sitzen heute schon 9 Stunden am Tag.

Sitzen macht faul – Körperlich und geistig

„Sitzen ist das neue Rauchen.“ Die Analogie hat dazu beigetragen, die Aufmerksamkeit auf die gesundheitlichen Auswirkungen des modernen Lebensstils zu lenken, der oft von langen Arbeitszeiten am Schreibtisch, sitzender Freizeitaktivität und Technologienutzung geprägt ist.

Langes Sitzzeiten sind mit verschiedenen Gesundheitsrisiken verbunden. Neben dem Gefühl der Trägheit sorgt der sitzende Lifestyle für Rückenprobleme, falsche Haltung, Muskelabbau, schlechte Durchblutung und vieles mehr. Wenn die Gesundheit leidet, sollte man sich fragen, ob die „Sitz-Dosis“ giftig geworden ist.

Anatomischer Stress – Chronische Hyperventilation

Das Zwerchfell ist der wichtigste Atemmuskel, der die Atmung beeinflusst. Das Zwerchfell liegt wie ein Fallschirm unterm Rippenbogen. Mit der Bewegung dieses Muskels atmen wir ein und aus. Bei der Einatmung kontrahiert das Zwerchfell. Das bedeutet, es zieht sich nach unten in Richtung des Bauchraums. Bei der Ausatmung entspannt sich das Zwerchfell und bewegt sich wieder nach oben in Richtung der Lunge.

Der Psoas ist von hinten mit dem Zwerchfell verwachsen und zieht es beidseitig. Der Musculus iliopsoas, umgangssprachlich Psoas oder auch Hüftbeuger genannt, ist einer der größten Muskeln in unserem Körper. Dieser fette Muskel beeinflusst, inwieweit wir entspannt in den Bauch atmen können.

Im Stehen ist der Psoas in voller Länge. Sitzen wir, bringen wir unsere Beine relativ zum Oberkörper in einen 90 Grad Winkel, dann ist der Psoas komprimiert und verkürzt. Der verkürzte Psoas zieht das Zwerchfell nach unten. Wir atmen also ein. Im Sitzen befinden wir uns quasi dauerhaft in der Einatmung. Alle folgenden Atemzüge werden durch das Sitzen kleiner und gehen nur noch bis in den Brustkorb. Das bedeutet chronische, wenn auch nur leichte Hyperventilation!

Hyperventilation bewirkt eine Fehlregulation des Gasstoffwechsels im Bereich der Lungenbläschen und infolgedessen eine Verminderung des Kohlendioxidpartialdrucks, wodurch es zu einer Verschiebung des Säure-Basen-Gleichgewichts kommt. Kohlendioxid ist zwar ein Abfallprodukt, muss jedoch in einem bestimmten Verhältnis zum Sauerstoff im Körper vorhanden sein. Durch den Kohlendioxidmangel steigt der pH-Wert (Säure-Basen-Verhältnis im Blut): das Blut wird basisch. Das massive Absinken des Säuregehalts im Blut wird „respiratorische Alkalose“ genannt. Bei starker Hyperventilation kann der Kohlendioxidanteil im Blut in weniger als 30 Sekunden um 50% abnehmen. Innerhalb einer Minute treten Symptome auf.

Hyperventilation kann physische Symptome. Es kommt zu einem Teufelskreis, bei dem der Stress die Atmung beeinflusst und die beeinträchtigte Atmung wiederum den Stress verstärkt. Wenn wir uns im Zustand von Stress oder Anspannung befinden, kann der Sympathikus überaktiviert sein. Der Sympathikus ist ein Teil des autonomen Nervensystems, der oft als „Kampf- oder Fluchtreaktion“ bezeichnet wird. Er wird aktiviert, wenn der Körper auf Stress oder Gefahr reagiert.

Sitzen ist anatomischer Stress.

Auf der Toilette hocken

Unsere traditionelle Position auf einer Toilette ist üblicherweise sitzend. In der Sitzposition bildet der Winkel zwischen Oberschenkel und Oberkörper etwa 90 Grad. Es gibt einen Muskel, der in Sitzhaltung oder gerade auch beim Stehen den Darm wie ein Lasso umgreift und in eine Richtung zieht, sodass ein Knick entsteht. Das hat den Vorteil, dass die Schließmuskeln weniger Kraft aufbringen, um alles drin zuhalten. Allerdings wird durch diesen Knickverschluss der Kot im Darm ebenfalls ausgebremst.
In der Hocke wird der Darmkanal schön gestreckt, sodass alles schnurstracks raus kann und es zu einer vollständigen Entleerung kommt. Leider wurde die natürliche Kloposition mit der Erfindung der Sitztoiletten im späten 18. Jahrhundert aufgegeben.

In Ländern, in denen Menschen auf Toiletten sitzen, treten bestimmte Darmprobleme wie Hämorrhoiden, Divertikulitis und Verstopfungen häufiger auf. Dies liegt nicht unbedingt an schwachem Gewebe, sondern daran, dass der Druck auf den Darm zu groß ist. Einige Menschen spannen ihren Bauch auch tagsüber unbewusst an, insbesondere wenn sie gestresst sind. Hämorrhoiden können diesem inneren Druck entkommen, indem sie locker aus dem After hervorstehen.

Die Lösung: Man kann auch im Sitzen hocken. Der Oberkörper wird leicht nach vorne gebeugt, und die Füße werden auf einen kleinen Hocker gestellt und schon ist alles im richtigen Winkel.

Über Janine

Janine liebt Sport – solange es Spaß macht. Was wäre da besser als Zumba®, Bokwa® und andere Dance Workouts? Mit der richtigen Musik und Sportbekleidung macht es noch mal so viel Spaß.

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